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Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris (1956)
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F. W.
2025-01-07 11:36:07 UTC
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Zu den Filmen, die noch wie Theaterstücke wirkten, gehört dieser auf
jeden Fall. Sprachgewaltig, mit geschliffenen Dialogen kommt er daher
und die ganze (kurze) Story umgibt eine tragikomische Atmosphäre.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei_Mann,_ein_Schwein_und_die_Nacht_von_Paris

Ich hatte den zufällig ausgewählt. Versprach er doch meine liebsten
Kanisterkopp (Jean Gabin) und einen der komischsten Komiker aller Zeiten
(Louis de Funés) in einem mir vorher völlig unbekannten Film.

Komische Elemente hat der Film auch. Aber eine Komödie, wie Amazon
schreibt, ist er eher nicht. Unterhaltsam ist er trotzdem.

Dazu langt schon die Geschichte: der Feinkosthändler Jambier (de Funés)
hat im besetzten Paris des Jahres 1942 illegal ein Schwein erworben und
es geschlachtet (etwas unschöne Szenen am Anfang). Nun muss es, an allen
Begehrenden vorbei, an den eigentlichen Besitzer, dem örtlichen
Fleischer übergeben werden.

Neben dem turbulenten Start der Reise (grandios: Jean Gabin als
zynischer Verhandler) lernen wir das Paris im Krieg kennen mit seinen
Leuten, seinen Situationen und seinen Gefahren. Auf dem gefährlichen Weg
zur Metzgerei erleben wir Situationskomik und die eine oder andere
Schlitzohrigkeit, wie sie eben dem französischen Film auch zu eigen ist.

Insgesamt lässt sich das nur 80 Minuten kurze Werk gut genießen, wenn
man ohne Action nicht einschläft und einen Sinn für das Feine im Film
entwickeln kann.

Lediglich die allerletzte Szene scheint etwas aufgesetzt. Vielleicht war
die vorletzte Szene als Ende zu traurig.

FW
Manfred Polak
2025-01-08 00:46:16 UTC
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Post by F. W.
Zu den Filmen, die noch wie Theaterstücke wirkten, gehört dieser auf
jeden Fall. Sprachgewaltig, mit geschliffenen Dialogen kommt er daher
und die ganze (kurze) Story umgibt eine tragikomische Atmosphäre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei_Mann,_ein_Schwein_und_die_Nacht_von_Paris
Das Drehbuch ist von Aurenche & Bost [1], die ihre Drehbücher meistens
zusammen schrieben und Hauptvertreter des "Kino der Qualität" [2] waren.
Und damit ein Hauptfeindbild der Nouvelle Vague, speziell von Truffaut.
Aber uns kann dieser alte Streit egal sein, wir können beides goutieren.
Post by F. W.
Ich hatte den zufällig ausgewählt. Versprach er doch meine liebsten
Kanisterkopp (Jean Gabin) und einen der komischsten Komiker aller Zeiten
(Louis de Funés) in einem mir vorher völlig unbekannten Film.
Die Kombination gibt es nochmal in "Le tatoué". Der könnte auf Deutsch
"Die Tätowierung" heißen, tatsächlich heißt er aber "Balduin, das Nacht-
gespenst" und "Ein Giftzwerg macht Rabatz" und "Oskar läßt das Sausen
nicht". Fast unnötig zu erwähnen, dass es im Original weder einen Balduin
noch einen Oskar gibt. *seufz*
Post by F. W.
Dazu langt schon die Geschichte: der Feinkosthändler Jambier (de Funés)
hat im besetzten Paris des Jahres 1942 illegal ein Schwein erworben und
es geschlachtet (etwas unschöne Szenen am Anfang). Nun muss es, an allen
Begehrenden vorbei, an den eigentlichen Besitzer, dem örtlichen
Fleischer übergeben werden.
Damit bildet er inhaltlich ein gutes Double Feature mit "Magere Zeiten",
der noch längere Zeit in der Mediathek von arte ist [3].


Manfred

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Aurenche
https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bost
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sischer_Film#%E2%80%9EKino_der_Qualit%C3%A4t%E2%80%9C
[3] https://www.arte.tv/de/videos/017061-000-A/magere-zeiten-der-film-mit-dem-schwein/
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