Discussion:
Definition von Literaturverfilmungen
(zu alt für eine Antwort)
Rudi Klingenberg
2005-02-09 23:54:53 UTC
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Hallo

wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?

Herr der Ringe -> Fantasy oder Literatur
Christine von Stephen King -> Horror oder Literatur

Habe schon eine Zeit lang google bemüht aber leider nichts dazu finden
können.

Mfg Rudi
Ralf Callenberg
2005-02-10 01:30:04 UTC
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Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
Google spuckt zum Wort "Literaturfilm" 210 Treffer aus. Ich kenne das
Wort eigentlich auch nicht. Es steht daher zu befürchten, dass dieses
Wort noch gar nicht definiert ist, da es kaum benutzt wird.

Im Betreff nennst Du "Literaturverfilmung", das ist dann in der Tat
etwas bekannter. Man kann einfach sagen, dass es ein Film ist, der sich
in seinen wesentlichen inhaltlichen Elementen an eine literarische
Vorlage anlehnt.

In dem Sinne wäre also etwa "Die Vögel" nicht unbedingt eine
Literaturverfilmung, auch wenn ein Buch als Vorlage oder besser, als
Ideengeber diente, da es inhaltlich kaum noch Übereinstimmungen gibt.
"Blade Runner" ist ein unklarer Fall. Im Zusammenhang mit diesem Film
wird sehr oft die Vorlage von Dick genannt, aber inhaltlich hat der
Film kaum noch was mit der Geschichte "Do androids dream of electric
sheeps" zu tun. Ich würde den Film daher eher nicht als
Literaturverfilmung ansehen, auch wenn das grundsätzlich Setting
übereinstimmt und zumindest einige grundlegende Fragen, die die
Geschichte aufwarf, auch in dem Film auftauchen. Gute und zahlreiche
Beispiele für Literaturverfilmungen bieten dagegen die Merchant/Ivory
Produktionen, mit Verfilmungen einiger E.M. Forster Romane oder auch
"Remains of the days" von K. Ishiguro. Hier sind die Filme sehr nahe an
den Vorlagen geblieben, man findet nahezu alle wesentlichen
Handlungsmerkmale inklusive Charaktere wieder.
Post by Rudi Klingenberg
Herr der Ringe -> Fantasy oder Literatur
Christine von Stephen King -> Horror oder Literatur
Was heißt hier "oder"? Die entsprechenden Bücher sind Literatur. Zudem
kann man sie diversen Genres zuordnen - wenn man denn will. Diese
Begriffe beschreiben jedoch völlig andere Dinge. Filme und Bücher
können Horror sein, Bücher können Fantasy oder Horror sein. Genres
beziehen sich auf inhaltliche Aspekte, Literatur heißt einfach nur,
dass es in schriftlicher Form vorliegt (Romane, Kurzgeschichten, aber
auch Gedichte, etc.)

Gruß,
Ralf
--
http://www.drfm.de/faq/
Christian Heller
2005-02-10 02:29:00 UTC
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Post by Ralf Callenberg
Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
[...]
Post by Rudi Klingenberg
Herr der Ringe -> Fantasy oder Literatur
Christine von Stephen King -> Horror oder Literatur
Was heißt hier "oder"? Die entsprechenden Bücher sind Literatur. Zudem
kann man sie diversen Genres zuordnen - wenn man denn will. Diese
Begriffe beschreiben jedoch völlig andere Dinge. Filme und Bücher
können Horror sein, Bücher können Fantasy oder Horror sein. Genres
beziehen sich auf inhaltliche Aspekte, Literatur heißt einfach nur,
dass es in schriftlicher Form vorliegt (Romane, Kurzgeschichten, aber
auch Gedichte, etc.)
Wobei im Begriff "Literaturverfilmung", insbesondre wenn er in so
mancher Fernsehzeitung steht, durchaus ein schwammige
bildungsbürgerliche Erwartung mitschwingt, dass es sich um ein
"niveauvolles" und "literarisch hochwertiges" Werk handele, dass da
verfilmt worden sei, und zwar nach durchaus kulturkonservativen
Kategorien, die z.B. Genres wie Horror, Fantasy oder SF ausschließen.

Die optimale Literaturverfilmung aus Sicht dieser Position wäre die
irgendeines am besten englischen oder französischen Romans aus dem 19.
Jahrhundert mit angesehenem Autorennamen, in der filmisch-formalen
Umsetzung konventionell-realistisch (und nicht allzu streng nach
filmnarrativen Verfahren durchkomponiert, es muss ja immer der Eindruck
des unfilmischen Romanhaften gelassen werden), vor allem vom Spiel
einiger großer Charakterdarsteller (auch wieder am besten Briten oder
Franzosen) zehrend.

C.
--
http://www.plomlompom.de/
Ralf Callenberg
2005-02-10 02:56:14 UTC
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Post by Christian Heller
Wobei im Begriff "Literaturverfilmung", insbesondre wenn er in so
mancher Fernsehzeitung steht, durchaus ein schwammige
bildungsbürgerliche Erwartung mitschwingt,
Natürlich. Ich vermute, dass die Frage des OP in eine ähnliche Richtung
ging.
Post by Christian Heller
Die optimale Literaturverfilmung aus Sicht dieser Position wäre die
irgendeines am besten englischen oder französischen Romans aus dem 19.
Jahrhundert mit angesehenem Autorennamen, in der filmisch-formalen
Umsetzung konventionell-realistisch (und nicht allzu streng nach
filmnarrativen Verfahren durchkomponiert, es muss ja immer der
Eindruck des unfilmischen Romanhaften gelassen werden), vor allem vom
Spiel einiger großer Charakterdarsteller (auch wieder am besten Briten
oder Franzosen) zehrend.
Die von mir bereits genannten Marchant/Ivory Verfilmungen der Forster -
Romane bieten ein gutes Beispiel dafür, wie man diesem Anspruch
begegnen kann, ohne derartige von Dir skizzierte blutleere Kopfgeburten
zu produzieren.

Literaturverfilmungen haben immerhin den Vorteil, dass sie sich auf eine
gut durchdachte Geschichte berufen können, mit Charakteren, in deren
Zeichnung bereits viel Aufwand geflossen ist.

Gruß,
Ralf
--
http://www.drfm.de/faq/
Jürgen Veile
2005-02-10 07:55:25 UTC
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Post by Ralf Callenberg
Literaturverfilmungen haben immerhin den Vorteil, dass sie sich auf eine
gut durchdachte Geschichte berufen können, mit Charakteren, in deren
Zeichnung bereits viel Aufwand geflossen ist.
Genau dieser scheinbare Vorteil scheint sich bei vielen
Literaturverfilmungen in einer realen Nachteil zu verwandeln. Da der
kreative Input der Macher gering ist und sie sich auf die "Relevanz" der
Vorlage verlassen, diese also bloß brav bebildern, entstehen blutleere,
steife, bildungsbürgerliche Filme. Wie schon erwähnt, wird diese Art von
Kino gerne in Frankreich und England produziert. Ich langweile mich tödlich
dabei. Mit dem Wort Literaturverfilmung assoziiere ich zunächst bleierne
Langeweile. Dass es auch Ausnahmen wie "Die Blechtrommel" gibt, ist hiervon
unbenommen.

Der typische Literaturverfilmer ist meines Erachtens ein zweitklassiger
Regisseur. Jemand wie Hitchcock hat viele literarische Vorlagen für seine
Filme verwendet, aber er hat sie durch sein Genie zu seinen eigenen
Geschichten gemacht. In diesem Sinne ist zum Beispiel "Psycho" keine
Literaturverfilmung.

Gruß
Jürgen
Ralf Callenberg
2005-02-10 10:14:55 UTC
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Post by Jürgen Veile
Da der
kreative Input der Macher gering ist und sie sich auf die "Relevanz"
der Vorlage verlassen, diese also bloß brav bebildern, entstehen
blutleere, steife, bildungsbürgerliche Filme.
Das hier ein solch enger Zusammenhang besteht, sehe ich nicht so. Ein
Regisseur hat i.d.R. ein Drehbuch als Vorlage, das jemand anderes
geschrieben hat, teilweise Jahre, bevor er selber involviert wurde. Die
Schauspieler sprechen ebenfalls meist Texte, die jemand anderes
geschrieben hat.

Das Problem mit Literaturverfilmungen sehe ich eher darin, wenn der
Vorlage selber ein hoher kultureller Wert zugesprochen wird, und die
Filmemacher versuchen, dem gerecht zu werden. Sozusagen ein Übermaß an
Respekt.
Post by Jürgen Veile
Jemand wie Hitchcock hat viele literarische
Vorlagen für seine Filme verwendet, aber er hat sie durch sein Genie
zu seinen eigenen Geschichten gemacht. In diesem Sinne ist zum
Beispiel "Psycho" keine Literaturverfilmung.
Sicher, gilt wie zuvor erwähnt auch für für "Die Vögel". Ein Punkt ist
hierbei eben auch, dass die literarische Vorlage kaum Bedeutung hat.
Kaum jemand kennt z.B. die Romane von Maurier, oder weiß, dass es einen
Roman zu "Psycho" gibt, wenn, dann ist es eher so, dass man sie kennt,
weil sie von Hitchcock verfilmt worden sind. Hitchcock hätte sich
vermtulich von vornherein gar nicht an etwas herangemacht, wenn die
Vorlage ein sehr bekannter Roman gewesen wäre.

Gruß,
Ralf
--
http://www.drfm.de/faq/
Gerald Fix
2005-02-10 15:18:31 UTC
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On Thu, 10 Feb 2005 11:14:55 +0100, Ralf Callenberg
Post by Ralf Callenberg
Das Problem mit Literaturverfilmungen sehe ich eher darin, wenn der
Vorlage selber ein hoher kultureller Wert zugesprochen wird, und die
Filmemacher versuchen, dem gerecht zu werden. Sozusagen ein Übermaß an
Respekt.
Das mag mitspielen, aber Haupthinterungsgründe für gute
Literaturverfilmungen sind meines Erachtens:

- Die Erwartung der Fans, dass alles genauso abläuft wie im Roman (an
der Nibelungen-Verfilmung von Edel wurde weniger kritisiert, dass der
Film der totale Mist war; das hätten die meisten wohl hingenommen.
Aber von der ursprünglichen Geschichte wurde abgewichen. Ein
Sakrileg!) Also ein Übermaß an Respekt bei den Fans.

- Film und Buch sind Medien mit unterschiedlichen Stärken und
Schwächen. Nicht jede Geschichte eignet sich für beides. Ausufernde
Figuren, mäandernde Geschichten, verzweigte Nebenhandlungen - das kann
ein Buch spannend machen, einen Film bringt es in der Regel um.
Andererseits- wie würdest du z.B. die große Verfolgungsjagd am Ende
der "Blues Brothers" literarisch umsetzen? Keine Chance!
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Gerhard Wiesenfeldt
2005-02-10 15:53:36 UTC
Permalink
Post by Ralf Callenberg
Das Problem mit Literaturverfilmungen sehe ich eher darin, wenn der
Vorlage selber ein hoher kultureller Wert zugesprochen wird, und die
Filmemacher versuchen, dem gerecht zu werden. Sozusagen ein Übermaß an
Respekt.
Ich würde hier gleichzeitig Definition und Problem von
Literaturverfilmungen sehen. Denn die einzig sinnvolle Charakterisierung
scheint mir die zu sein, dass ein Film dann eine Literaturverfilmung
darstellt, wenn Drehbuchschreiber wie Regisseur versuchen, eine Vorlage
filmisch umzusetzen (im Gegensatz zu dem Versuch, Motive einer
literarischen Vorlage zu einem Film zusammenzubringen.) Dies setzt
voraus, dass das Publikum die Vorlage kennt, wenn auch nicht notwendig
gelesen hat. Damit stehen die Filmemacher vor dem Dilemma, einerseits
der Vorlage gerecht werden zu müssen, eben weil die Leser der Vorlage
eine entsprechende Erwartungshaltung besitzen, und andererseits die
künstlerischen Anforderungen eines ganz anderen Mediums erfüllen müssen.

Das hat IMHO nicht notwendig etwas mit zu viel Respekt vor dem Original
zu tun. Denn wenn ein Regisseur sich künstlerische Freiheiten
herausnimmt, wird es immer eine Fraktion geben, die "Judas" brüllt, weil
ein Nebendarsteller im Film braune Augen hat, und nicht etwa blaue, wie
in der Vorlage auf Seite 523 geschrieben steht. Ist beim Theater ja auch
nicht anders.
Hält sich der Regisseur dagegen sklavisch an die Vorgaben, kommen häufig
genug die erwähnt langweilen Schinken heraus, an deren Stelle man dann
wirklich besser zum Buch gegriffen hätte.
Post by Ralf Callenberg
Post by Jürgen Veile
Jemand wie Hitchcock hat viele literarische
Vorlagen für seine Filme verwendet, aber er hat sie durch sein Genie
zu seinen eigenen Geschichten gemacht. In diesem Sinne ist zum
Beispiel "Psycho" keine Literaturverfilmung.
Sicher, gilt wie zuvor erwähnt auch für für "Die Vögel". Ein Punkt ist
hierbei eben auch, dass die literarische Vorlage kaum Bedeutung hat.
Kaum jemand kennt z.B. die Romane von Maurier, oder weiß, dass es einen
Roman zu "Psycho" gibt, wenn, dann ist es eher so, dass man sie kennt,
weil sie von Hitchcock verfilmt worden sind. Hitchcock hätte sich
vermtulich von vornherein gar nicht an etwas herangemacht, wenn die
Vorlage ein sehr bekannter Roman gewesen wäre.
Hm, war nicht "Strangers on a Train" schon ein bekannter Roman, als
Hitchcock die Filmrechte dafür erwarb. Zumindest ist der Roman nicht
angesichts des Films in Vergessenheit geraten. Wobei Hitchcock (bzw.
Chandler beim Drehbuchschreiben) natürlich schon deutliche Änderungen
(IMHO größtenteils Verhunzungen) gegenüber der Buchvorlage vorgenommen
hat und es insofern schon eine freie Adaption darstellt.

Wobei man bei dem Stichwort natürlich lange darüber streiten kann, ob
"Adaptation" nun eine Literaturverfilmung oder dessen konsequente
Negation ist.

Gruß,
Gerhard
--
Letzte 3 im Kino: "Alles auf Zucker", "Kammerflimmern", "Collateral"
Harald Deichmann
2005-02-10 16:04:02 UTC
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Post by Ralf Callenberg
Hitchcock hätte sich
vermtulich von vornherein gar nicht an etwas herangemacht, wenn die
Vorlage ein sehr bekannter Roman gewesen wäre.
Rebecca war zu seiner Zeit ein sehr bekannter Roman.

ciao
Harald
Jürgen Veile
2005-02-11 07:37:09 UTC
Permalink
Post by Harald Deichmann
Rebecca war zu seiner Zeit ein sehr bekannter Roman.
Zweifellos. Es dürfte der bekannteste Roman sein, den Hitch je verfilmt hat
(und er hat es großartig gemacht). Allerdings sollte man nicht vergessen,
dass "Rebecca" vor allem eine typische Prestigeproduktion von David O.
Selznick war, der hier den begabtesten britischen Regisseur vepflichtet hat.
Hitchcock hat sich den Stoff also nicht rausgesucht, sondern wurde von David
O. eingekauft. Das war für ihn zum einen sicherlich in finanzieller Hinsicht
interessant, zum anderen aber war "Rebecca" vor allem die Eintrittskarte
nach Hollywood. Deshalb hat er die Regie übernommen.

In den 50er Jahren, als er auf dem Höhepunkt seiner Popularität war und sich
seine Stoffe aussuchen konnte, hätte er meines Erachtens "Rebecca" niemals
als Vorlage für einen seiner Filme gewählt. Diese schwere, düstere,
humorfreie Gothic Novel mit den wehenden Vorgängen und dem verwunschenen
alten Schloß ist ja eigentlich gar kein Hitchcock-Stoff. "Rebecca" war eine
Auftragsarbeit, die Hitch bravourös erledigt hat.

Gruß
Jürgen
Reini Urban
2005-02-12 16:01:23 UTC
Permalink
Post by Ralf Callenberg
Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
Im Betreff nennst Du "Literaturverfilmung", das ist dann in der Tat
etwas bekannter. Man kann einfach sagen, dass es ein Film ist, der sich
in seinen wesentlichen inhaltlichen Elementen an eine literarische
Vorlage anlehnt.
Post by Rudi Klingenberg
Herr der Ringe -> Fantasy oder Literatur
Christine von Stephen King -> Horror oder Literatur
Was heißt hier "oder"? Die entsprechenden Bücher sind Literatur. Zudem
kann man sie diversen Genres zuordnen - wenn man denn will. Diese
Begriffe beschreiben jedoch völlig andere Dinge. Filme und Bücher
können Horror sein, Bücher können Fantasy oder Horror sein. Genres
beziehen sich auf inhaltliche Aspekte, Literatur heißt einfach nur,
dass es in schriftlicher Form vorliegt (Romane, Kurzgeschichten, aber
auch Gedichte, etc.)
Naja.
Als Literaturverfilmung gilt meist nur ein literarisches Werkvorlage -
das sind nicht alle Werke, die in schriftlicher Form vorliegen: Dramen
und Musicals sind keine Literatur -, bei denen der Autor bekannt ist.
Also kein Volksgut, wie die alten Epen.

Um vorne anzufangen:
Epen (die alten gelten als Literatur, aber nicht
als Literaturverfilmung)
Balladen (siehe oben)
Also bleiben nur Romane, Novellen und Kurzgeschichten übrig.
Meist auch nur die klassischen.
Verfilmungen moderner Kurzgeschichten oder Novellen nennt man kaum
Literaturverfilmung.
Auch die Verfilmung alter griechischer und römischen Epen nennt nicht
Literaturverfilmung.

Verfilmte Gedichte gilt kaum Literaturverfilmung. Biografien auch kaum,
Wenn dann nur die Klassiker und Bestseller. Wie zB. kürzlich Michael
Cunningham's biografische Romane.

Verfilmungen von Dramen, Liedern, Drehbüchern, Opern oder Musicals
gelten explizit nicht als Literaturverfilmung.

Also ein sehr eingeschränktes Genre, zu denen man nur einige
bemerkenswerte und erfolgreiche Romane und klassische Novellen zählen
kann. Das ganze ist mehr ein Verkaufsargument, als eine Klassifizierung.
Filme zu denen man auch die Buchvorlage gelesen haben sollte, bzw.
annimmt, daß sie Allgemeingut ist.
--
Reini Urban
Stephen Hust
2005-02-12 18:23:01 UTC
Permalink
Post by Reini Urban
Als Literaturverfilmung gilt meist nur ein literarisches
Werkvorlage - das sind nicht alle Werke, die in schriftlicher
Form vorliegen: Dramen und Musicals sind keine Literatur -, bei
denen der Autor bekannt ist.
Also kein Volksgut, wie die alten Epen.
[...]
Verfilmungen von Dramen [...] gelten explizit nicht als
Literaturverfilmung.
?

| TITUS
| USA 1999. Literaturverfilmung (nach William Shakespeare) mit
| Anthony Hopkins
| [...]
| HENRY V.
| GB 1989. Literaturverfilmung (nach William Shakespeare) mit
| Kenneth Branagh

<http://www.zweitausendeins.de/index.htm?/artikel.cfm?at=sv&q=%20William%20SHAKESPEARE>

| Viel Lärm um nichts (Much ado about nothing)
|
| USA/GB 1993
| [...]
| Genre: Literaturverfilmung [...]

<http://www.video-online.net/filme/Literaturverfilmung/Viel_Laerm_um_nichts-20140.html>

| Macbeth
| Drama
| [...]
| In den Hauptrollen der farbenprächtigen Literaturverfilmung sind
| Jon Finch, Francesca Annis, Martin Shaw [...]

<http://www.dvdcheck.de/reviews/macbeth.htm>

| DVD - Literaturverfilmung
| Romeo und Julia
|
| DVD / Ultimativer Shakespeare für die 90er.

<http://www.headfilm.ch/films/05721.html>

| Woyzeck
| Herausragende Literaturverfilmung von Werner Herzog

<http://www.headfilm.ch/monthly/thema-17.html>

| Faust
| (Spielfilm/Hauptfilm)
|
| Literaturverfilmung aus dem Jahre 1925-1926

<http://www.murnau-stiftung.de/de/suchergebnis.asp?ID=197>

| Präsentation der DVDplus "Kabale und Liebe"
| [...]
| Die DVDplus, die zum Schillerjahr erscheint, bietet neben der
| Literaturverfilmung, Informationen und Arbeitsmaterialien zum
| Drama "Kabale und Liebe", zu Schiller, seiner Zeit und seinen
| Werken.

<http://www.matthias-film.de/www2002/aktuelles/News/body_news.html>

| Originaltitel: Nathan der Weise
| Drama Literaturverfilmung D 1922 97min
| Regie: Manfred Noa

<http://duisburg.up2city.de/kinoprogramm/film.php?id=1272179>

| Die Weber
| [...]
| Regie: Fritz Umgelter
| Drehbuch: nach Gerhard Hauptmann
| [...]
| Genre: Fernsehspiel; für das Fernsehen gedrehte
| Literaturverfilmung

<http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_einzeln/uv_einzeln/umgelter_fritz/weber_die.htm>

| Antigone
| Literaturverfilmung
| [...]
| Verfilmung der antiken Tragödie von Sophokles.

<http://www.film.at/antigone/>

| Die Nibelungen. 1. Teil: Siegfried
| (Spielfilm/Hauptfilm)
|
| Literaturverfilmung aus dem Jahre 1923
| [...]
| Regie: Fritz Lang
| [...]
| Nach der mittelalterlichen: Nibelungensage

<http://www.murnau-stiftung.de/de/suchergebnis.asp?ID=527>

| Fahrten des Odysseus, Die
| [...]
| Schlagworte
|
| Literaturverfilmung
| Märchenfilm
| Abenteuer
| Odysseus

<http://www.landesmediendienste-bayern.de/suche/details.asp?qTitleNumber=1578>

| 1) Die Bandbreite der Literaturverfilmung
|
| Literaturverfilmungen gibt es, seit es Filme gibt und häufig
| handelt es sich dabei um Umsetzungen dramatischer Texte.

<http://www.wissen24.de/vorschau/6458.html>
--
Steve

My e-mail address works as is.
Reini Urban
2005-02-13 14:55:05 UTC
Permalink
Post by Reini Urban
Als Literaturverfilmung gilt meist nur ein literarisches
Werkvorlage - das sind nicht alle Werke, die in schriftlicher
Form vorliegen: Dramen und Musicals sind keine Literatur -, bei
denen der Autor bekannt ist.
Also kein Volksgut, wie die alten Epen.
[...]
Verfilmungen von Dramen [...] gelten explizit nicht als
Literaturverfilmung.
Aufzählung von klassischen Dramen und Epen, die als
Literaturverfilmung tituliert werden.
Das sind unterschiedliche Standpunkte.
Ich zähle explizit Dramen und Volksgut-Epen NICHT zur Literaturverfilmung.
Verlage schauen darauf, so weit wie möglich ihr Verkaufsspektrum
erweitern zu können.
Edda, Nibelungen, Bibel, Mahabbarata, ... - nein
Odysseus, Änäis - ok

Klassische Dramen (Shakespeare) als Literaturverfilmung anzupreisen ist
schon etwas verwegen. Fast alle Filme (90%) bedienen sich im
dramatischen Grundgerüst und im Handlungsablauf der Vorlage der
klassischen Dramen. Besonders Shakespeare, die klassischen Italiener und
Franzosen leider viel zu wenig. Carriere und Bazin sagen zB., daß alle
Filme (und Dramen) auf ca. 30 dramatische Grundkonstellationen und
Handlungsstränge zurückgeführt werden können.
Film = Drama (zu 90%)
Die klassische "Literatur" und Literaturverfilmung versucht diese
Erzählweise aufzubrechen, und - meist - dem Roman, oder wie beim beim
Roadmovie auch einer Novelle zu folgen.
Wie soll sich also eine "dramatische Literaturverfilmung" von einem
Drama unterscheiden? Nur der bekanntere Namen des Autors?

Dichtung und Literaturwissenschaft zählt das Drama und die Poesie dazu.
Zum eingeschränkteren Begriff Literatur ("zu Lesendes") zähle ich die zu
"schauende" Dichtkunst (Theater, Film) und zu "hörende" (Musical, Oper)
nicht dazu, obwohl alles geschrieben wird. Es geht ums Lesen ("Literatur").

Drama ist Drama und Literaturverfilmung ist kein Drama.
Odysee und Anäis maximal noch dazu.
<http://www.landesmediendienste-bayern.de/suche/details.asp?qTitleNumber=1578>
| 1) Die Bandbreite der Literaturverfilmung
| Literaturverfilmungen gibt es, seit es Filme gibt und häufig
| handelt es sich dabei um Umsetzungen dramatischer Texte.
<http://www.wissen24.de/vorschau/6458.html>
Der muß seine Seminararbeit "verkaufen". Es soll lieber was zum
klassischen Drama und die Umsetzung im Film schreiben.
Literaturverfilmung ist von der Dramaturgie und Handlung was
grundsätzlich anderes. Das ist ein Problem der dramatischen Umsetzung,
und nicht das Problem mit einem bekanntem Namen zu konkurrieren.
--
Reini Urban
http://xarch.tu-graz.ac.at/home/rurban/
Ozan Ayyüce
2005-02-10 03:54:15 UTC
Permalink
Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
Herr der Ringe -> Fantasy oder Literatur
Christine von Stephen King -> Horror oder Literatur
Ein Literaturfilm ist ein Film der

* auf der Romanvorlage einer Chilenin basiert,
* einen dänischen Regisseur hat,
* von einem Deutschen produziert und
* mit englischen, deutschen und französischen Schauspielern
* in englischer Sprache gedreht,
* auf internationalen Filmfestivals gefeiert und anschließend
* von niemanden gesehen wird

Ozan
Gerhard Wiesenfeldt
2005-02-10 15:55:06 UTC
Permalink
Post by Ozan Ayyüce
Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
[...]
Post by Ozan Ayyüce
Ein Literaturfilm ist ein Film der
* auf der Romanvorlage einer Chilenin basiert,
* einen dÃ?nischen Regisseur hat,
* von einem Deutschen produziert und
* mit englischen, deutschen und französischen Schauspielern
* in englischer Sprache gedreht,
* auf internationalen Filmfestivals gefeiert und anschließend
* von niemanden gesehen wird
Sind 3.859.961 Zuschauer (lt. FFA) in Deutschland wirklich niemand?

SCNR,
Gerhard
--
Letzte 3 im Kino: "Alles auf Zucker", "Kammerflimmern", "Collateral"
Claus Schotten
2005-02-11 00:58:40 UTC
Permalink
Post by Gerhard Wiesenfeldt
Post by Ozan Ayyüce
Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
[...]
Post by Ozan Ayyüce
Ein Literaturfilm ist ein Film der
* auf der Romanvorlage einer Chilenin basiert,
* einen dÃ?nischen Regisseur hat,
* von einem Deutschen produziert und
* mit englischen, deutschen und französischen Schauspielern
* in englischer Sprache gedreht,
* auf internationalen Filmfestivals gefeiert und anschlieþend
* von niemanden gesehen wird
Sind 3.859.961 Zuschauer (lt. FFA) in Deutschland wirklich niemand?
Zudem stimmt der Punkt mit den internationalen Filmfestivals nicht.
Solche Filme sind für den gehobenen (Post-Teenager)-Massenmarkt gedacht,
nicht für die Baskenmützen-Fraktion auf Filmfestivals und in Programmkinos.
Auf Festivals werden diese Filme nicht gefeiert. Da werden sie höchstens
geduldet, wenn der Produzent genügend Stars für den roten Teppich
garantieren kann und die Festivalmacher so die Boulevardpresse befriedigen
können.

Aber es gibt auch noch andere Literaturverfilmungen.

Ciao, Claus schotten @ cinephil.de

Zuletzt gesehen: »Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events«
»Du skal ære din hustru« »De-Lovely«
Christian Heller
2005-02-11 01:01:39 UTC
Permalink
Post by Claus Schotten
Zuletzt gesehen: »Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events«
»Du skal ære din hustru« »De-Lovely«
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

So langsam werde ich neidisch. Wenn du noch mehr Dreyer-Filme guckst,
werde ich zur Strafe immer auflisten, welchen tollen Stummfilm ich grad
im Berliner Arsenal-Kino geschaut habe (bspw. vor ein paar Stunden King
Vidors "The Crowd" :-) ).

C.
--
http://www.plomlompom.de/
Claus Schotten
2005-02-11 01:54:42 UTC
Permalink
Post by Christian Heller
Post by Claus Schotten
Zuletzt gesehen: »Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events«
»Du skal ære din hustru« »De-Lovely«
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
So langsam werde ich neidisch.
Die Dreyer-Stummfilme sind jetzt durch.
Nach der Berlinale gibt es noch ein paar Tonfilme von ihm.

Ciao, Claus schotten @ cinephil.de

Zuletzt gesehen: »Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events«
»Du skal ære din hustru« »De-Lovely«
Ozan Ayyüce
2005-02-11 21:22:33 UTC
Permalink
Post by Gerhard Wiesenfeldt
Post by Ozan Ayyüce
* von niemanden gesehen wird
Sind 3.859.961 Zuschauer (lt. FFA) in Deutschland wirklich niemand?
Die zählen nicht, das sind Kulturgutmenschen ;-)

Ozan
Dirk Jung
2005-02-16 22:01:07 UTC
Permalink
Post by Ozan Ayyüce
Ein Literaturfilm ist ein Film der
...
* mit englischen, deutschen und französischen Schauspielern
Du hast da die amerikanischen vergessen!

Und dabei war eine von denen der Grund, weshalb ich den Film seinerzeit
im Kino gesehen habe...

Tschüss, Dirk
--
aber ich hab zu ihm gesagt es genügt wenn man lesen kann dann lernt man
was man noch nit gewuszt hat indes wenn man schreibet dann schreibt man
immer nur was man schon weisz - Umberto Eco, Baudolino
Hauke Ingmar Schmidt
2005-02-17 00:44:19 UTC
Permalink
Moin!
Post by Dirk Jung
Post by Ozan Ayyüce
Ein Literaturfilm ist ein Film der
...
* mit englischen, deutschen und französischen Schauspielern
Du hast da die amerikanischen vergessen!
Genauer: Du meinst damit die kanadischen?
Post by Dirk Jung
Und dabei war eine von denen der Grund, weshalb ich den Film
seinerzeit im Kino gesehen habe...
Genau.

Bis denn

Andre Beckershoff
2005-02-10 16:39:44 UTC
Permalink
Post by Rudi Klingenberg
wie werden eigentlich Literaturfilme definiert?
Deine Frage kann ich nicht direkt beantworten, aber in André Bazins "Was
ist Film?" ist ein Essay zur Literaturverfilmung enthalten. Eventuell
hilft Dir das weiter.

Grüße,
Andre
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