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Catilina versus Cicero
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Patrick Rudin
2025-02-09 16:49:14 UTC
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Genaugenommen heisst der Film natürlich Megalopolis.

Der Architekt plant die Zukunft und hat auch ein ganz tolles Material,
aber der böse Bürgermeister will bremsen. Alle Dialoge sind offenbar
improvisiert, irgendwo gibt es noch ein Wagenrennen und viele Frauen
zeigen ihre Brüste.

Das ist jedenfalls das, was mir geblieben ist. Vor allem aber die Frage:
Bin ich ein Banause und erkenne die angebliche Genialität dieses
Lebenswerkes nicht? Und konnte niemand den armen alten Mann davon
abhalten, 100 Millionen für sowas zu versenken?


verwundert

Patrick
Stefan Ram
2025-02-09 21:12:51 UTC
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Post by Patrick Rudin
Und konnte niemand den armen alten Mann davon
abhalten, 100 Millionen für sowas zu versenken?
Ich habe den Kontakt zu aktuellen Filmen etwas verloren,
und lese zum ersten Mal in Deinem Posting von "Megalopolis",
aber demnach würde der Film dann vielleicht die Nachfolge von
"Waterworld" (1995) antreten, der ursprünglich 100 Millionen
kosten sollte, aber sich dann noch verteuert hat.

Auf dem Gebiet der Software-Entwicklung gibt es "Chandler",
in das jemand auch viel Geld investiert hat. Es sollte der
großartigste persönliche Informationsverwalter aller Zeiten
werden, aber bot dann wohl nur ähnliche Funktionen wie andere
Produkte dieser Art.
Cornell Binder
2025-02-09 22:32:58 UTC
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Post by Stefan Ram
Post by Patrick Rudin
Und konnte niemand den armen alten Mann davon
abhalten, 100 Millionen für sowas zu versenken?
Ich habe den Kontakt zu aktuellen Filmen etwas verloren,
und lese zum ersten Mal in Deinem Posting von "Megalopolis",
aber demnach würde der Film dann vielleicht die Nachfolge von
"Waterworld" (1995) antreten, der ursprünglich 100 Millionen
kosten sollte, aber sich dann noch verteuert hat.
Megalopolis ist so viel mehr als nur ein aus dem Ruder
gelaufener Unterhaltungsfilm. Es soll vermutlich eine Art
Magnus Opus sein, den Anspruch zu unterhalten hat Copolla
wohl schon vor Jahrzehnten abgelegt. >:)

Wenn's um Hollywood Unterhaltsungskino geht haben wir ganz
frisch Joker: Floie a Deux vom letzten Jahr zu bieten. Und
davor gab's The Marvels die aktuell absolut führen.

Disney ist dann auch noch mit John Carter und The Lone
Ranger in den Top 5 (und die beiden sind bereits über 10
Jahre alt).

Und dann folgen noch viele weitere Disney-Produktionen.
Trotz der vielen Hits die Disney nachwievor liefert, gibts
auch weiterhin speaktakuläre finanzielle Flops. Alles keine
schlechten Filme, aber halt Filme ohne Publikum.



CoBi
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Patrick Rudin
2025-02-10 12:05:42 UTC
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Post by Stefan Ram
aber demnach würde der Film dann vielleicht die Nachfolge von
"Waterworld" (1995) antreten, der ursprünglich 100 Millionen
kosten sollte, aber sich dann noch verteuert hat.
Dort gab es aber grosse Setbauten im Wasser mit entsprechend aufwändigen
Dreharbeiten und man konnte sich halbwegs zusammenreimen, wie sie das
Geld verlocht haben.

Wenn man sich die 178-minütige Langfassung anschaut, kommt man zum
Schluss, dass die Kinoversion eigentlich ganz gut zusammengeschnitten
ist. War halt einfach ein dünnes Süppchen.

Megalopolis hat einfach ein paar interessante Bildideen, die aber
relativ zusammenhanglos sind. Da können die Römer, Hamlet oder der gute
alte Schneidetisch wohl nichts mehr dran ändern.


Gruss

Patrick
Cornell Binder
2025-02-09 22:26:58 UTC
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Post by Patrick Rudin
Genaugenommen heisst der Film natürlich Megalopolis.
Der Architekt plant die Zukunft und hat auch ein ganz tolles Material,
aber der böse Bürgermeister will bremsen. Alle Dialoge sind offenbar
improvisiert, irgendwo gibt es noch ein Wagenrennen und viele Frauen
zeigen ihre Brüste.
Vermutlich werden junge Filmnerds den Film in 20 Jahren von
dem Film begeistert sein, wenn es ihnen gelingt den
irgendwie zu Gesicht zu bekommen. Durch die private
Finanzierung ist er ja völlig unter der Kontrolle von
Copolla und mal schauen wie er den zugänglich hält.
Post by Patrick Rudin
Bin ich ein Banause und erkenne die angebliche Genialität dieses
Lebenswerkes nicht? Und konnte niemand den armen alten Mann davon
abhalten, 100 Millionen für sowas zu versenken?
Ich glaube er hat sich so sehr in seine Idee verliebt, das
es dann irgendwann raus muss, koste es was es wolle.

Ich habe ehrlich gesagt auch viele in dem Film nicht auf
Anhieb mitbekommen. Und das was ich nicht verstanden habe,
würde den Film für mich aber auch nicht brillianter machen,
sondern zum "überfrachtet" hinzufügen.

Es gibt eine Folge beim Flop-House Podcast zu Megolopolis,
die sich eine Stunde für den Film nimmt und auch versucht
sich einen Reim zu machen. Die meisten sind ebenso fasziniert
wie ratlos. Und obiges Statement zur zukünftigen Wahrnehmung
kommt daher. Ich fand die Folge auf jeden Fall bereichernd
und hat mir mehr vom Film eröffnet. Aber auch nur, weil ich
ebenso ratlos nach dem Kinobesuch war.


CoBi
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Patrick Rudin
2025-02-10 12:19:23 UTC
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Post by Cornell Binder
Vermutlich werden junge Filmnerds den Film in 20 Jahren von
dem Film begeistert sein, wenn es ihnen gelingt den
irgendwie zu Gesicht zu bekommen.
Vielleicht dient er in Filmhochschulen auch nur als Beispiel.
Post by Cornell Binder
Durch die private
Finanzierung ist er ja völlig unter der Kontrolle von
Copolla und mal schauen wie er den zugänglich hält.
Er hat den Grossteil finanziert, aber durch weitere Beteiligungen ist
das mit den Rechten vermutlich nicht so simpel.

Im Abspann werden übrigens auch der Deutsche Filmförderfonds der BKM,
FFF Bayern und Medienboard Berlin Brandenburg erwähnt. Lesen die
eigentlich keine Drehbücher, bevor sie Gelder sprechen?
Post by Cornell Binder
Ich habe ehrlich gesagt auch viele in dem Film nicht auf
Anhieb mitbekommen. Und das was ich nicht verstanden habe,
würde den Film für mich aber auch nicht brillianter machen,
sondern zum "überfrachtet" hinzufügen.
Offensichtlich geht es um Dekadenz, Rückständigkeit, Medienhypes und
Macht. Aber ob die Römer schon die Weisheiten eines dänischen Prinzen
kannten? Es erinnerte mich an die Piraten aus Asterix, wo nach dem
Untergang immer ein Klugscheisser noch einen lateinischen Spruch parat
hatte...


Gruss

Patrick
Cornell Binder
2025-02-10 15:19:41 UTC
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Post by Patrick Rudin
Im Abspann werden übrigens auch der Deutsche Filmförderfonds der BKM,
FFF Bayern und Medienboard Berlin Brandenburg erwähnt. Lesen die
eigentlich keine Drehbücher, bevor sie Gelder sprechen?
Das Geld muss nicht unbestimmtt an die Produktion geflossen
sein, sondern kann sich indirekt z.B. für die VFX ergeben. Also
das bei Beauftragung einer deutschen Firma für VFX dieser
Auftrag gefördert wird. (Wir haben ja sehr, sehr viele
solcher "kleinen" Firmen in Deutschland, wenn man sich mal
Abspänne anschaut). Da geht es der Förderung auch weniger um
irgendeine filmliche Qualität sondern das ist dann oft nur
als banale Absicherung von Arbeitsplätzen gedacht, damit
diese Firma halt in Deutschland bleibt und damit am Ende
auch der einheimischen Filmproduktion zur Verfügung steht.


CoBi
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Manfred Polak
2025-02-10 20:50:15 UTC
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Post by Cornell Binder
Post by Patrick Rudin
Im Abspann werden übrigens auch der Deutsche Filmförderfonds der BKM,
FFF Bayern und Medienboard Berlin Brandenburg erwähnt. Lesen die
eigentlich keine Drehbücher, bevor sie Gelder sprechen?
Das Geld muss nicht unbestimmtt an die Produktion geflossen
sein, sondern kann sich indirekt z.B. für die VFX ergeben. Also
das bei Beauftragung einer deutschen Firma für VFX dieser
Auftrag gefördert wird. (Wir haben ja sehr, sehr viele
solcher "kleinen" Firmen in Deutschland, wenn man sich mal
Abspänne anschaut). Da geht es der Förderung auch weniger um
irgendeine filmliche Qualität sondern das ist dann oft nur
als banale Absicherung von Arbeitsplätzen gedacht, damit
diese Firma halt in Deutschland bleibt und damit am Ende
auch der einheimischen Filmproduktion zur Verfügung steht.
Das steht ja auch wörtlich in der Wikipedia, zumindest was FFF betrifft:

"Das Münchner Unternehmen Rise FX war an der Erstellung der visuellen
Effekte beteiligt. Die FilmFernsehFonds Bayern förderten die Produktion
von Megalopolis daher mit 480.000 Euro."

Das entscheidende Wort im zweiten Satz ist natürlich "daher". Die Quelle
ist auch gleich verlinkt:

https://de.linkedin.com/posts/filmfernsehfonds-bayern_alors-der-fff-bayern-ist-mit-480000-activity-7184184913422598145-hivY

Für die anderen deutschen Förderer darf man ähnliche Motive vermuten.
Sowas ist eben ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Die Qualität des Dreh-
buchs spielt bei solchen Summen eher keine Rolle.


Manfred
Christian Weisgerber
2025-02-16 15:04:36 UTC
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Post by Patrick Rudin
Der Architekt plant die Zukunft und hat auch ein ganz tolles Material,
aber der böse Bürgermeister will bremsen. Alle Dialoge sind offenbar
improvisiert,
Sind sie nicht vielfach Zitate? Ich bin nicht shakespearefest genug,
um irgendwas außer dem Hamlet-Monolog zu erkennen, aber vieles
klingt als könne es daher sein. Hmm, Crassus scheint bei Shakespeare
nicht vorzukommen. _Spartacus_ (1960)? Ich hatte den Film über
ständig "Wo ist denn das nun wieder her? Müsste man googeln" im
Kopf.
Post by Patrick Rudin
Bin ich ein Banause und erkenne die angebliche Genialität dieses
Lebenswerkes nicht?
Ich bin genauso ratlos wie alle anderen, aber es ist eine faszinierende
Narretei (folly). Ich bin mit der Erwartung herangegangen, dass ich
wahrscheinlich nach zwanzig Minuten aufgeben würde, aber nein, ich
habe bis zum Ende geschaut. Ich kenne mich weder in der Geschichte
Roms, noch in der Literatur dazu, noch in der Geschichte New Yorks,
noch in der Filmgeschichte hinreichend aus, um zu verstehen, was
vermutlich zahllose Anspielungen sind. Und ob der Film in zehn,
zwanzig Jahren Kultstatus haben oder einfach vergessen sein wird,
wage ich nicht zu prophezeien.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Cornell Binder
2025-02-16 22:16:27 UTC
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Post by Christian Weisgerber
Post by Patrick Rudin
Der Architekt plant die Zukunft und hat auch ein ganz tolles Material,
aber der böse Bürgermeister will bremsen. Alle Dialoge sind offenbar
improvisiert,
Sind sie nicht vielfach Zitate? Ich bin nicht shakespearefest genug,
um irgendwas außer dem Hamlet-Monolog zu erkennen, aber vieles
klingt als könne es daher sein. Hmm, Crassus scheint bei Shakespeare
nicht vorzukommen. _Spartacus_ (1960)? Ich hatte den Film über
ständig "Wo ist denn das nun wieder her? Müsste man googeln" im
Kopf.
Ja, da ist viel Shakespeare dabei. In der Eröffnungsszene
gabs eigentlich echten Text aber bei den Proben hat Coppola
wohl auch mal Shakespeare zum warmwerden zitieren lassen und
fand das dann so in seine Vision passend, das es entsprechend
eingebaut wurde.


CoBi
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Radical - Ein Klasse für sich ......................................... 3322
Christian Weisgerber
2025-02-17 08:16:19 UTC
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Post by Christian Weisgerber
Post by Patrick Rudin
Der Architekt plant die Zukunft und hat auch ein ganz tolles Material,
aber der böse Bürgermeister will bremsen. Alle Dialoge sind offenbar
improvisiert,
Sind sie nicht vielfach Zitate?
Eins kann ich noch zuordnen: "Will no one rid me of this fucking
cousin?"

Heinrich II. von England wird volkstümlich mit "Will no one rid me
of this turbulent priest?" zitiert, worauf vier seiner Ritter jenen
Pfaffen - Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury - anno 1170 in
dessen Kathedrale erschlugen.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
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