Post by HP SchulzOft ist im Zusammenhang mit der Wiederaufführung von Filmen (oder halt
der nicht-Wiederaufführung) von Rechten die Rede, und dass dieselben
ggf. erworben werden müssten. Interessant zu erfahren wären die
Kriterien, nach denen entschieden wird, die Rechte für einen Film zu
kaufen bzw. nicht zu kaufen.
Da ist alles möglich. Es sollte offensichtlich sein, das man
nicht einfach ausstrahlen kann, was man will, sondern die
entsprechenden Sendelizenzen haben muss.
Wo man die herbekommt ist vielfältig. Manchmal direkt beim
Ersteller, öfter bei Zwischenhändlern.
In Deutschland gab es mal eine Zeit lang ein Monopol von Leo
Kirch. Der hat im Hollywood großflächig eingekauft und dann
konnten die deutschen ÖR und Privaten bei ihm einzelne
Lizenzen erwerben. Da war man auch fair das alle ihren
Anteil bekammen.
Das war für die Sender auch gar nicht so schlimm, man konnte
sich die Rosinen rauspicken, und nur das holen was man auch
wirklich versenden wollte.
Irgendwann kamen dann auch die Hollywood-Studios auf den
Trichter das sie viel mehr Geld verdienen können, wenn sie
nicht an einen Mittelsmann verkaufen, sondern direkt an die
Sender. Und dann auch nicht nur einzelne Filme, sondern
große Pakete. Das hatte für das Studio den Vorteil das man
mehr Umsatz machen konnte, weil man auf dem Papier ja mehr
Inhalte verkauft hat. Für die Sender war/ist das nervig,
weil sie auch viel Kram mitkaufen, den sie gar nicht haben
wollen, oder gar auswerten können. Aber wenn man die großen
Blockbuster haben will, kauft man halt auch 90% Archiv mit.
Das ging dann auch soweit, das man zukünftige Rechte miter-
worben hat. Also Ausstrahlungsrechte an Filmen die
vielleicht noch gar nicht im Kino oder in Produktion waren.
Etwas Glücksspiel.
Es gab einen Moment wo Pro7/Sat.1 Pech hatte und beim Erwerb
von Filmrechte zu wenig geboten hatte und vor dem Problem
stand das man zuwenig große Filme für den Samstag-Abend
hatte. Da muss ja was geboten werden. Glücklicherweise hatte
man da einen gewissen Stefan Raab unter Vertrag von dem man
viele Ideen problemlos vom Donnerstag auf den Samstag
verlegen konnte und man da für so 8 Samstage im Jahr keine
zwei Spielfilme mehr brauchte, weil man ja nun Raab hatte
der den Abend erfolgreich füllte.
Für die ÖR sind solche Paket-Angebote ein Problem. Da ist
viel zu viel Inhalt drin, den man selbst gar nicht so recht
auswerten kann. Qua Programmauftrag kann man ja nicht nur
Spielfilme und Serie ausstrahlen, als ist man auf irgend-
welche anderen Deals angewiesen um doch noch Blockbuster im
Programm zu haben. (Die Privaten konnten ja damals mit den
digitalen Kanälen problemlos alles versenden was man hatte.)
Noch mal kurz zu den vertraglichen Sachen. Hier ist grund-
sätzlich auch wieder alles möglich was zwischen Lizenzgeber
und -nehmer ausgehandelt wird.
Aber wie bereits erwähnt ist ein übliches Prozedere, das man
für ein bestimmtes Zeitfenster X das Recht erwirbt den Film
darin Y mal auszustrahlen. Dabei gelten alle Ausstrahlung
innerhalb z.B. 24h als eine Ausstrahlung um einfache Wieder-
holungen oder sogar verschiedene Schnittfassungen zu
erlauben.
Wenn die Sender jetzt Programmplanung machen, schauen sie
quasi die kommenden Jahre und zu welchen Anläßen man welche
Art von Spielfilm im Programm haben möchte. Weihnachten und
Ostern sind z.B. gespickt mit großen Blockbustern. Da muss
ich also schon mindestens zwei davon haben. Und so gibt's
dann noch andere Kriterien wo man weiß welchen Bedarf man
hat. Und dann schaut man halt was am Markt angeboten wird
und je nachdem wieviel Geld man hat steigert man da mit,
oder tut sich mit anderen zusammen um gemeinschaftlich ein
Paket zu erwerben und sich dann Rechte anteilig zu sichern.
Was bei den ÖR noch interessant ist, ist das die zwar auch
viele Produktionen selbst in Auftrag geben, aber aus Gründen
dann nicht dauerhaft die Rechte an diesen Produktionen
haben. Ohne die (Anschub)Finanzierung der ÖR wären die nicht
zustande gekommen, aber umgekehrt finanzieren die ÖR auch
nicht voll, so das die Produzenten zwar umfangreiche
initiale Ausstrahlungsrechte einräumen, aber diese
Produktionen den Beitragszahlern nicht dauerhaft zur Ver-
fügung stehen. Das könnte man ändern, müßte dann aber eben
auch die Produzenten voll entschädigen. Nicht für für Er-
stellung sondern eben auch zu erwartende Lizenzeinnahmen.
Oder man produziert wieder in-house aber das ist dann wieder
das Problem mit Mittelverwertung. Das wäre halt auch viel
teuer und am Ende hat man auch nur 90 Film auf dem Sender.
(Wobei man hier erwähnen muss, das die Sender natürlich auch
mit der Lizenzierung der Eigenproduktionen Geld einnehmen.
Das ist mit Blick über den Kanal für die BBC ein wichtiger
Faktor.)
CoBi
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