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Filmauswahl in TV-Sendeanstalten
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HP Schulz
2024-11-19 18:45:27 UTC
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Hat irgendwer eine Ahnung, wie, genau, die Auswahl der Filme
(Kinofilme, Fernsehspiele) fürs Programm vonstatten geht?

Hat es je ein TV-Feature zu dieser Frage gegeben? Konnte man
irgendwann mal verantwortliche/ausführende Redakteure etwas dazu sagen
hören?

Die Information, dass es da eine Programmredaktion gebe, ist natürlich
trivial. Interessant zu erfahren wäre mal etwas zu Auswahlkriterien
sowie überhaupt etwas zur Menge und Art der zur Auswahl stehenden
Filme.

Oft ist im Zusammenhang mit der Wiederaufführung von Filmen (oder halt
der nicht-Wiederaufführung) von Rechten die Rede, und dass dieselben
ggf. erworben werden müssten. Interessant zu erfahren wären die
Kriterien, nach denen entschieden wird, die Rechte für einen Film zu
kaufen bzw. nicht zu kaufen.

So Interna halt. Schließlich "leben" ö-r-Anstalten ja von unseren™
Beitragzahlungen, da ist ein Interesse an Transparenz und Auskunft ja
nicht völlig abwegig.
Hergen Lehmann
2024-11-19 20:06:17 UTC
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Post by HP Schulz
Hat irgendwer eine Ahnung, wie, genau, die Auswahl der Filme
(Kinofilme, Fernsehspiele) fürs Programm vonstatten geht?
*Genau* wird dir das keiner verraten, schließlich geht es da um
Geschäftsgeheimnisse.
Post by HP Schulz
Die Information, dass es da eine Programmredaktion gebe, ist natürlich
trivial. Interessant zu erfahren wäre mal etwas zu Auswahlkriterien
sowie überhaupt etwas zur Menge und Art der zur Auswahl stehenden
Filme.
Meines Wissens ist es üblich, das die Filmverleiher aus ihrem Sortiment
Pakete schnüren, welche jeweils aus ein paar Blockbustern und vielen
älteren und/oder weniger erfolgreichen Filmen bestehen. Mit dem Kauf
eines Paketes erhält die Sendeanstalt das Recht, die Filme für eine
bestimmte Zeitspanne und ein bestimmtes Sendegebiet zu verwenden, wobei
für die Blockbuster wahrscheinlich oft weitere Beschränkungen (Anzahl
der Ausstrahlungen, etc.) gelten werden.
Post by HP Schulz
Oft ist im Zusammenhang mit der Wiederaufführung von Filmen (oder halt
der nicht-Wiederaufführung) von Rechten die Rede, und dass dieselben
ggf. erworben werden müssten.
Ja, kommerzielle Verwertungsrechte werden praktisch immer mit zeitlicher
Begrenzung vergeben.

Verlängerungen sind möglich, aber sind sie einmal weg, kann die gezielte
Wiederbeschaffung aufwändig werden. Die Rechte können mittlerweile an
die Konkurrenz vergeben sein, der Verleiher kann sie selbst verloren
haben, Inhaber von Teilrechten (z.B. der Filmmusik) können sich
zerstritten haben oder existieren möglicherweise gar nicht mehr.
Markus Ammann
2024-11-19 21:35:31 UTC
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Post by Hergen Lehmann
Meines Wissens ist es üblich, das die Filmverleiher aus ihrem Sortiment
Pakete schnüren, welche jeweils aus ein paar Blockbustern und vielen
älteren und/oder weniger erfolgreichen Filmen bestehen. Mit dem Kauf
eines Paketes erhält die Sendeanstalt das Recht, die Filme für eine
bestimmte Zeitspanne und ein bestimmtes Sendegebiet zu verwenden, wobei
für die Blockbuster wahrscheinlich oft weitere Beschränkungen (Anzahl
der Ausstrahlungen, etc.) gelten werden.
Dabei gilt eine unbegrenzte Anzahl von Ausstrahlungen innert 24 Stunden
als eine einzige Ausstrahlung. Im Regelfalle besteht dies aus einer
Abendausstrahlung und der Nachtwiederholung innert 4 Stunden.

Beispielsweise FSF-12-Version um 20.00 Uhr und FSF-16-Version um Mitternacht.

Zu welchem Zeitpunkt der Film auch ausgestrahlt wird, hängt auch von der
Einstufung via FSF bzw. FSK ab. Pay-TV-Sender sind von dieser Regelung
nicht betroffen.

Gruss Markus
--
Dieser Beitrag entstand durch hirnloses Herumtippen auf der Tastatur.
Jeglicher Sinn und Zusammenhang darin waere rein zufaellig und nicht
beabsichtigt.
DVD-Sammlung: http://www.howalgonium.ch/dvdsammlung.html
Cornell Binder
2024-11-19 23:01:09 UTC
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Post by HP Schulz
Oft ist im Zusammenhang mit der Wiederaufführung von Filmen (oder halt
der nicht-Wiederaufführung) von Rechten die Rede, und dass dieselben
ggf. erworben werden müssten. Interessant zu erfahren wären die
Kriterien, nach denen entschieden wird, die Rechte für einen Film zu
kaufen bzw. nicht zu kaufen.
Da ist alles möglich. Es sollte offensichtlich sein, das man
nicht einfach ausstrahlen kann, was man will, sondern die
entsprechenden Sendelizenzen haben muss.

Wo man die herbekommt ist vielfältig. Manchmal direkt beim
Ersteller, öfter bei Zwischenhändlern.

In Deutschland gab es mal eine Zeit lang ein Monopol von Leo
Kirch. Der hat im Hollywood großflächig eingekauft und dann
konnten die deutschen ÖR und Privaten bei ihm einzelne
Lizenzen erwerben. Da war man auch fair das alle ihren
Anteil bekammen.

Das war für die Sender auch gar nicht so schlimm, man konnte
sich die Rosinen rauspicken, und nur das holen was man auch
wirklich versenden wollte.

Irgendwann kamen dann auch die Hollywood-Studios auf den
Trichter das sie viel mehr Geld verdienen können, wenn sie
nicht an einen Mittelsmann verkaufen, sondern direkt an die
Sender. Und dann auch nicht nur einzelne Filme, sondern
große Pakete. Das hatte für das Studio den Vorteil das man
mehr Umsatz machen konnte, weil man auf dem Papier ja mehr
Inhalte verkauft hat. Für die Sender war/ist das nervig,
weil sie auch viel Kram mitkaufen, den sie gar nicht haben
wollen, oder gar auswerten können. Aber wenn man die großen
Blockbuster haben will, kauft man halt auch 90% Archiv mit.

Das ging dann auch soweit, das man zukünftige Rechte miter-
worben hat. Also Ausstrahlungsrechte an Filmen die
vielleicht noch gar nicht im Kino oder in Produktion waren.
Etwas Glücksspiel.

Es gab einen Moment wo Pro7/Sat.1 Pech hatte und beim Erwerb
von Filmrechte zu wenig geboten hatte und vor dem Problem
stand das man zuwenig große Filme für den Samstag-Abend
hatte. Da muss ja was geboten werden. Glücklicherweise hatte
man da einen gewissen Stefan Raab unter Vertrag von dem man
viele Ideen problemlos vom Donnerstag auf den Samstag
verlegen konnte und man da für so 8 Samstage im Jahr keine
zwei Spielfilme mehr brauchte, weil man ja nun Raab hatte
der den Abend erfolgreich füllte.

Für die ÖR sind solche Paket-Angebote ein Problem. Da ist
viel zu viel Inhalt drin, den man selbst gar nicht so recht
auswerten kann. Qua Programmauftrag kann man ja nicht nur
Spielfilme und Serie ausstrahlen, als ist man auf irgend-
welche anderen Deals angewiesen um doch noch Blockbuster im
Programm zu haben. (Die Privaten konnten ja damals mit den
digitalen Kanälen problemlos alles versenden was man hatte.)


Noch mal kurz zu den vertraglichen Sachen. Hier ist grund-
sätzlich auch wieder alles möglich was zwischen Lizenzgeber
und -nehmer ausgehandelt wird.

Aber wie bereits erwähnt ist ein übliches Prozedere, das man
für ein bestimmtes Zeitfenster X das Recht erwirbt den Film
darin Y mal auszustrahlen. Dabei gelten alle Ausstrahlung
innerhalb z.B. 24h als eine Ausstrahlung um einfache Wieder-
holungen oder sogar verschiedene Schnittfassungen zu
erlauben.


Wenn die Sender jetzt Programmplanung machen, schauen sie
quasi die kommenden Jahre und zu welchen Anläßen man welche
Art von Spielfilm im Programm haben möchte. Weihnachten und
Ostern sind z.B. gespickt mit großen Blockbustern. Da muss
ich also schon mindestens zwei davon haben. Und so gibt's
dann noch andere Kriterien wo man weiß welchen Bedarf man
hat. Und dann schaut man halt was am Markt angeboten wird
und je nachdem wieviel Geld man hat steigert man da mit,
oder tut sich mit anderen zusammen um gemeinschaftlich ein
Paket zu erwerben und sich dann Rechte anteilig zu sichern.


Was bei den ÖR noch interessant ist, ist das die zwar auch
viele Produktionen selbst in Auftrag geben, aber aus Gründen
dann nicht dauerhaft die Rechte an diesen Produktionen
haben. Ohne die (Anschub)Finanzierung der ÖR wären die nicht
zustande gekommen, aber umgekehrt finanzieren die ÖR auch
nicht voll, so das die Produzenten zwar umfangreiche
initiale Ausstrahlungsrechte einräumen, aber diese
Produktionen den Beitragszahlern nicht dauerhaft zur Ver-
fügung stehen. Das könnte man ändern, müßte dann aber eben
auch die Produzenten voll entschädigen. Nicht für für Er-
stellung sondern eben auch zu erwartende Lizenzeinnahmen.
Oder man produziert wieder in-house aber das ist dann wieder
das Problem mit Mittelverwertung. Das wäre halt auch viel
teuer und am Ende hat man auch nur 90 Film auf dem Sender.

(Wobei man hier erwähnen muss, das die Sender natürlich auch
mit der Lizenzierung der Eigenproduktionen Geld einnehmen.
Das ist mit Blick über den Kanal für die BBC ein wichtiger
Faktor.)


CoBi
--
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Kleine schmutzige Briefe .............................................. 3323
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Manfred Polak
2024-11-19 23:50:26 UTC
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Post by Cornell Binder
Irgendwann kamen dann auch die Hollywood-Studios auf den
Trichter das sie viel mehr Geld verdienen können, wenn sie
nicht an einen Mittelsmann verkaufen, sondern direkt an die
Sender. Und dann auch nicht nur einzelne Filme, sondern
große Pakete. Das hatte für das Studio den Vorteil das man
mehr Umsatz machen konnte, weil man auf dem Papier ja mehr
Inhalte verkauft hat. Für die Sender war/ist das nervig,
weil sie auch viel Kram mitkaufen, den sie gar nicht haben
wollen, oder gar auswerten können.
Wobei das damals die Studios nicht neu erfunden hatten, sondern das
war die Rückkehr des alten Block booking [1] in neuen Schläuchen.
Nur dass früher nicht die Fernsehsender, sondern die unabhängigen
Kinobetreiber (die letztlich doch von den Studios abhängig waren) die
Adressaten dieser einträglichen Praxis waren. Bis sie 1948 (neben
vielen anderen fragwürdigen Gepflogenheiten Hollywoods) in einem
großen und langwierigen Kartellrechtsprozess vom Supreme Court
verboten wurde [2].

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Block_booking
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_v._Paramount_Pictures,_Inc.


Manfred
Hergen Lehmann
2024-11-20 10:47:48 UTC
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Post by Cornell Binder
Irgendwann kamen dann auch die Hollywood-Studios auf den
Trichter das sie viel mehr Geld verdienen können, wenn sie
nicht an einen Mittelsmann verkaufen, sondern direkt an die
Sender. Und dann auch nicht nur einzelne Filme, sondern
große Pakete. Das hatte für das Studio den Vorteil das man
mehr Umsatz machen konnte, weil man auf dem Papier ja mehr
Inhalte verkauft hat. Für die Sender war/ist das nervig,
weil sie auch viel Kram mitkaufen, den sie gar nicht haben
wollen,
Bedingt. Die Sendeanstalten brauchen immer auch große Mengen an
"Füllmaterial" für die Neben-Sendezeit, für das sie nicht viel Geld
ausgeben wollen. Wenn dann für jeden Film aufwändig einzeln verhandelt
werden müsste, wäre das erst recht nervig und kostenträchtig.

Letztlich werden sich Verleiher und Sender da irgendwie zusammen raufen,
und ein Verleiher, welcher attraktive Pakete schnürt, wird mehr Geld
dafür verlangen können.
Cornell Binder
2024-11-20 15:44:53 UTC
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Post by Hergen Lehmann
Post by Cornell Binder
Irgendwann kamen dann auch die Hollywood-Studios auf den
Trichter das sie viel mehr Geld verdienen können, wenn sie
nicht an einen Mittelsmann verkaufen, sondern direkt an die
Sender. Und dann auch nicht nur einzelne Filme, sondern
große Pakete. Das hatte für das Studio den Vorteil das man
mehr Umsatz machen konnte, weil man auf dem Papier ja mehr
Inhalte verkauft hat. Für die Sender war/ist das nervig,
weil sie auch viel Kram mitkaufen, den sie gar nicht haben
wollen,
Bedingt. Die Sendeanstalten brauchen immer auch große Mengen an
"Füllmaterial" für die Neben-Sendezeit, für das sie nicht viel Geld
ausgeben wollen. Wenn dann für jeden Film aufwändig einzeln verhandelt
werden müsste, wäre das erst recht nervig und kostenträchtig.
Das war soviel mehr Material, da ist vieles liegen
geblieben. Es gab eine Zeit Ende der 90er Anfang before die
ganzen kleinen digital Sender ala kabel 1 classics, etc
existierten, das es hierzulande Ketten gab die die Rechte an
bestimmten US-Serien hatte, die hier aber nie im FreeTV zu
sehen war. U.a. weil damals die Daytime-Talkshows den
Reality-Formaten die Klinke in die Hand gaben und auch in
der PrimeTime deutlich weniger US-Material zu sehen war.
IIRC gab's dann erst so rund um Lost eine Rennaissance von
US-Serien (auch weil die die Produktions-Qualität hoch-
geschraubt haben.)

Man mußte damals PayTV haben um bestimmte US-Serien
überhaupt hierzulande sehen zu können. Vermutlich sind viele
bisher heute nie im FreeTV gelaufen, einfach weil so viel
neues Material nachkommt, das bestimmte Sache einfach nicht
mehr ausgewertet werden.


CoBi
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F. W.
2024-11-20 06:02:08 UTC
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Post by HP Schulz
Hat irgendwer eine Ahnung, wie, genau, die Auswahl der Filme
(Kinofilme, Fernsehspiele) fürs Programm vonstatten geht?
Interessante Frage. Mal schauen, was ChatGPT dazu sagt:

Öffentlich-rechtliche Sender wie ARD und ZDF wählen Spielfilme nach
einer Kombination aus verschiedenen Kriterien aus, um ihr
Programmangebot möglichst breit gefächert und ansprechend zu gestalten.
Die wichtigsten Aspekte dabei sind:

### 1. **Publikumsinteresse und Quotenpotenzial**
- Filme werden oft danach ausgewählt, wie gut sie das Publikum
ansprechen könnten. Klassiker und beliebte Blockbuster ziehen eine
breite Zuschauerschaft an.
- Die Sendezeit spielt eine wichtige Rolle: In der Prime Time (ca.
20:15 Uhr) werden eher Mainstream- oder familienfreundliche Filme
gezeigt, während spätere Sendeplätze auch experimentellere oder
anspruchsvollere Werke bieten können.

### 2. **Vielfalt und Programmbreite**
- Öffentlich-rechtliche Sender legen Wert darauf, ein vielfältiges
Programm anzubieten. Dazu gehören internationale Produktionen ebenso wie
nationale Werke.
- Verschiedene Genres (Drama, Komödie, Thriller, Dokumentarfilme)
werden berücksichtigt, um unterschiedliche Interessen abzudecken.

### 3. **Kultureller und bildender Auftrag**
- Da die Sender einem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag
unterliegen, werden häufig Filme ausgewählt, die gesellschaftlich
relevante Themen behandeln, kulturelle Werte vermitteln oder
geschichtliche Ereignisse beleuchten.
- Literaturverfilmungen oder Werke mit starkem künstlerischem
Anspruch sind ebenfalls fester Bestandteil des Programms.

### 4. **Rechte und Verfügbarkeit**
- Die Auswahl hängt auch davon ab, welche Filmrechte die Sender
erwerben können. Rechtepakete werden oft in Zusammenarbeit mit
Filmverleihern oder Produzenten verhandelt.
- Manche Filme werden durch europäische Koproduktionen unterstützt,
wodurch sie bevorzugt im Programm erscheinen.

### 5. **Eigenproduktionen und nationale Förderung**
- Öffentlich-rechtliche Sender investieren stark in
Eigenproduktionen, um die nationale Filmkultur zu fördern. Diese werden
häufig ins Programm integriert, da sie gleichzeitig den Bildungsauftrag
und die Förderung lokaler Talente unterstützen.

### 6. **Thematische Schwerpunkte**
- Häufig orientiert sich die Auswahl an aktuellen Themen, Jahrestagen
oder Gedenkanlässen. Zum Beispiel werden im Januar Filme zu historischen
Ereignissen wie dem Holocaust-Gedenktag gezeigt.

### 7. **Jugendschutz und Altersfreigabe**
- Filme werden auch unter Berücksichtigung der gesetzlichen
Jugendschutzbestimmungen ausgewählt. Inhalte mit FSK 16 oder FSK 18
werden in der Regel erst spät am Abend ausgestrahlt.

Möchtest du zu einem dieser Punkte mehr Details?

FW
HP Schulz
2024-11-20 15:48:25 UTC
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Ist ja schon mal alles sehr interessant.

Hat jemand eine Vorstellung (oder sogar Insider-Info), um welche
Beträge es da üblicher Weise geht, also rein von der Größenordnung
her: Tausende, Zehntausende ... Milliarden :) ?

Und wie verhält sich das Budget für "Film(kunst)ackquise" zu anderen
Budgets, etwa zu Sport-, und anderen Live-Event-Übertragungsrechten?
Aber da wird wohl schwerlich genaues zu erfahren sein. Oder gibt es
öffentliche Berichte über sowas?


Hintergrund meines Interesses ist eine Beobachtung hinsichtlich
"alter" Filme, die ich auch bei einigen Verlagen, die sich darauf
spezialisieren, mache.
Es scheint einen schier unerschöpflichen "Bestand" an Filmen aus den
50er bis 80er Jahren zu geben, die ich mal unter "Genre-Massenware"
(nicht selten gleichzeitig Star-Vehikel) zusammenfasse. (Natürlich
gibt es das auch aus früheren Dekaden, aber ich bleibe jetzt mal in
dieser Spanne.) Dieser Bestand wird seit einiger Zeit von einigen
Verlagen "beackert", Zielgruppe sind die jetzt 60- bis 100-Jährigen,
die mit diesen Filmen Erinnerungen verbinden, die ganz außerhalb des
respektiven cinéastischen Erlebnisses liegen. (Letzteres bereiten nur
sehr wenige Filme dieser Kategorie.)
Die Rechte für diese Filme müssen also vergleichsweise billig zu
bekommen sein, denn diese Verlage sind c.g.s. Liebhaberprojekte - so
viel Glauben schenke ich deren Selbstdarstellung. Heißt: Das große
Geld ist da - beiderseits - insgesamt nicht drin.

Vergleichbares scheint es beim ö-r-Fernsehen nicht zu geben.
Ich habe eine Liste, nicht riesenlang, so an 50 Posten, von Filmen,
die bis vor ca. 20, 30 Jahren mehrmals gezeigt wurden. Fremdsprachige
Filme fast durchweg mit erstklassiger deutscher Synchro.
[BTW das ist ein eigenes Thema: Fremdsprach-Synchronisation! Eine viel
zu wenig gewürdigte *hohe* Kunst!] Darunter nicht wenig unstreitige
Film-"Weltliteratur", also nicht nur abgefahrenes SI-Zeug! (.. obwohl
ich auch dafür ein Herz habe!)

Aus dieser Liste sind in den letzten ca. 20 Jahren ... na, sagen wir
ungefähr drei (3) nochmals gezeigt worden. (An einen erinnere ich mich
jetzt ganz genau: "Züchte Raben". Kam vor ein paar Jahren endlich mal
wieder, im ZDF.)
Ich frage mich, ob jeder, der so ein bisschen cineastisch unterwegs
ist, ganz ebensolche Liste erstellen könnte - und ganz genau so
beobachten, dass aus dieser Liste in den letzten ca. 20 Jahren ... ?
Ob also mein ganzes Interesse an diesen Fragen (Rechte,
Programmgestaltung ...) auf eine ganz einfache
"Lieblingsfilm"-Frustration runterschmelze. "Lieblings-" mag
vielleicht etwas zu kindmäßig ausgedrückt sein, aber wie, genau, man
es nennt, wenn man ein Werk gern immer wieder mal genießt, ist auch
nicht gar so wichtig.

Also, wem geht es ähnlich wie mir?
Tim Landscheidt
2024-11-20 16:30:25 UTC
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Permalink
Post by HP Schulz
Ist ja schon mal alles sehr interessant.
Hat jemand eine Vorstellung (oder sogar Insider-Info), um welche
Beträge es da üblicher Weise geht, also rein von der Größenordnung
her: Tausende, Zehntausende ... Milliarden :) ?
Und wie verhält sich das Budget für "Film(kunst)ackquise" zu anderen
Budgets, etwa zu Sport-, und anderen Live-Event-Übertragungsrechten?
Aber da wird wohl schwerlich genaues zu erfahren sein. Oder gibt es
öffentliche Berichte über sowas?
[…]
Ein kurzes Googlen bringt den „ARD-Produzentenbericht 2022“
(https://www.ard.de/die-ard/ARD-Produzentenbericht-2022-100.pdf)
hervor, nach dem (CMIIW, ich habe das nicht näher geprüft)
in jenem Jahr 250 Millionen Euro für Spielfilme und 180 Mil-
lionen Euro für Serien ausgegeben wurden (Seite 13).

Tim
HP Schulz
2024-11-20 18:39:38 UTC
Antworten
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On Wed, 20 Nov 2024 16:30:25 +0000, Tim Landscheidt
Ein kurzes Googlen bringt den „ARD-Produzentenbericht 2022“
(https://www.ard.de/die-ard/ARD-Produzentenbericht-2022-100.pdf)
hervor, nach dem (CMIIW, ich habe das nicht näher geprüft)
in jenem Jahr 250 Millionen Euro für Spielfilme und 180 Mil-
lionen Euro für Serien ausgegeben wurden (Seite 13).
Das ist ja ne ganze Menge Holz. Ich schätze, dass darin auch die
Kosten der Eigenproduktionen enthalten sind.
Trotzdem: Viel Geld! Habe mich da um ca. zwei GO verschätzt.
Ich vermute, dass 1% der Filme um 50% dieses Betrags "fressen",
aktuelle Sachen halt. Aber ich finde, gerade diese Sachen kann man
doch heute überall in den Streaming-Diensten finden.
Ich selbst habe MUBI abonniert. Na ja, geht so . . einigermaßen. Ich
schaue ja auch nicht jeden Tag was, und auch anderes als
MUBI-Programm.

Jedenfalls kann ich mir schon etwas besser vorstellen, wie es da in
den ö-r-Anstalten in der "Abteilung Spielfilm" zugehen mag ... ;-)
Auf "meine" Filme brauche ich jedenfalls nicht mehr zu hoffen. Ist ja
auch nicht so schlimm. Ich hab' sie ja gesehen (meist ja schon
mehrmals) und solang mein Gedächtnis so fast beängstigend gut arbeitet
wie bisher, kann ich das meiste ja auswendig. Kein Quatsch! Ich kann
halbe Filme vorm "Gedächtnis-Auge" ablaufen lassen!
Und wenn es mal nicht mehr so ist, werd' ich 's ja auch nicht groß
mehr vermissen können, nicht wahr? ;-))
Cornell Binder
2024-11-21 00:22:04 UTC
Antworten
Permalink
Post by HP Schulz
Ist ja schon mal alles sehr interessant.
Hat jemand eine Vorstellung (oder sogar Insider-Info), um welche
Beträge es da üblicher Weise geht, also rein von der Größenordnung
her: Tausende, Zehntausende ... Milliarden :) ?
Und wie verhält sich das Budget für "Film(kunst)ackquise" zu anderen
Budgets, etwa zu Sport-, und anderen Live-Event-Übertragungsrechten?
Aber da wird wohl schwerlich genaues zu erfahren sein. Oder gibt es
öffentliche Berichte über sowas?
[...]
Ein kurzes Googlen bringt den »ARD-Produzentenbericht 2022«
(https://www.ard.de/die-ard/ARD-Produzentenbericht-2022-100.pdf)
hervor, nach dem (CMIIW, ich habe das nicht näher geprüft)
in jenem Jahr 250 Millionen Euro für Spielfilme und 180 Mil-
lionen Euro für Serien ausgegeben wurden (Seite 13).
Die beiden Zahlen die Du nennst stehen für die Inhalte die
voll oder anteilig für die ARD produziert wurden. Bei den
Ankäufen (nach denen oben gefragt wurde) sieht es deutlich
kleiner aus:

16 Mio für Spielfilme (via Degeto) und 10 Mio. für
Fernsehfilme/Serien.


Im aktuellen KEF-Bericht (Ermittlung des Finanzbedarfs der
ÖR) (https://kef-online.de/fileadmin/kef/Dateien/Berichte/24._KEF-Bericht.pdf)
wird (grob gerundet) von einem zukünftigen jährlichen Programmaufwand
von 2,9 Milliarden Euro ausgegangen. Alles alles was
notwendig ist um Inhalte für den Sender zu bekommen. Da sind
dann auch Urheberrechte mit drin etc. (Im KEF-Bericht wird
das nicht weiter aufgeschlüsselt.)



CoBi
--
recently seen in a cinema near me:
Ghostbusters - Frozen Empire .......................................... 3324
Kleine schmutzige Briefe .............................................. 3323
Radical - Ein Klasse für sich ......................................... 3322
Carlo XYZ
2024-11-21 16:42:45 UTC
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Post by HP Schulz
Also, wem geht es ähnlich wie mir?
Mir, nur mit einer kürzeren Liste. Von dreien kenne ich den Grund:

"Im Zeichen des Kreuzes": Giftschrank.

"Nach uns die Sintflut": Dito.

"Verdammt, er liebt mich":

Vertragsklausel, wonach die Autorin Prozente bekommt.
(Von der ARD womöglich finanziell als ungünstig eingestuft.)
F. W.
2024-11-21 16:48:55 UTC
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Post by Carlo XYZ
Post by HP Schulz
Also, wem geht es ähnlich wie mir?
"Im Zeichen des Kreuzes": Giftschrank.
"Nach uns die Sintflut": Dito.
Vertragsklausel, wonach die Autorin Prozente bekommt. (Von der ARD
womöglich finanziell als ungünstig eingestuft.)
Etliche Tatorte, weil sie brutal sind oder sich Vertretungen von
Minderheiten beschwert haben, sind auch im Giftschrank. Daneben auch
Filme, von denen man es verstehen kann ("Lass uns Liebe spielen",
"1900") oder auch nicht ("Das Leben des Brian" an Karfreitag).

FW

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